Sonderausstellung „Ghettobilder“ von Zdzislaw Lachur in Behringen

Bilder eines Augenzeugen - Eine Ausstellung gegen das Vergessen

Vom 10. November bis zum 22. Dezember 2021 fand in den Räumlichkeiten der EKA e.V. auf Initiative unseres 1. Vorsitzenden Jürgen Dawo die Sonderausstellung „Ghettobilder“ des polnischen Malers Zdzislaw Lachur, statt. 

Alle Bilder wurden 2016/2017 bereits in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora gezeigt.   

Mit dieser Ausstellung wurde dem polnischen Maler und Grafiker Zdzislaw Lachur nach seinem Ableben 2007 ein großer Lebenstraum erfüllt. Die Verarbeitung seiner Impressionen und Augenzeugenschaft sollen an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltverbrechen erinnern und verhindern, dass so etwas nicht noch einmal passiert. 

 

Zdzislaw Lachur - Ghettobilder

Zidslaw Lachur der 1920 in Zagorze einem Städtchen im schlesischen Kohlerevier geboren wurde, lebte als etwa 20 jähriger junger Mann in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ghetto Sosnowiec. Mit eigenen Augen sah er unsagbares Leid und Unmenschlichkeit. Deshalb sind in seinen Themen überwiegend jüdische Elemente und menschliche Tragödien aus diesem Lebensbereich als Träger seiner allgemeingültig zu deutenden Aussagen zu finden. 

Obwohl er selbst kein Jude war mussten doch auch er und Mitglieder seiner eigenen Familie schrecklich unter dem damaligen System leiden. Dennoch - zeugend von seiner klaren und gerechten Einschätzung von Entwicklungen über lange Zeiträume und für seine Christlichkeit sowie seinen menschlichen Qualitäten - fühlte sich Lachur dem deutschen Volk als seiner Meinung nach bedeutender Kulturnation ohne Vorbehalte innigst verbunden. Die Untaten, die er im Ghetto sah, rechnet er nicht dem deutschen Volk insgesamt, sondern nur dem Hitlerregime und seinen Henkern an. 

"Ghettobilder" lautet der Titel einer Ausstellung vom 10.11.-21.12.2021 mit ergreifenden Bildern des polnischen Malers Zdzislaw Lachur (1920 bis 2007).

Sie zeugen von der Tragik der schrecklichen Ereignisse, die Lachur als junger Mann, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ghetto Sosnowiec lebte, mit ansehen musste. In einer expressiven Farb- und Formensprache prallen Farben mitgroßer Wucht und Dynamik aufeinander, erscheinen Menschen und Objekte wie in Auflösung deformiert und fragmentisiert, werden zum Zeichen und Symbol der Passion. So malt Lachur mit seinen Bildern mit Tempora und Tusche gegen das Vergessen und setzt dem jüdischen Volk und seinem Martyrium ein Denkmal.

Die gezeigten Bilder Lachurs spiegeln seine Lebensgeschichte, reflektieren die Ereignisse und seine persönlichen Erlebnisse als Augenzeuge. Als polnischer Nichtjude hat er sich schon in frühesten Jahren intensiv mit seinen jüdischen Mitbürgern, ihrer Religion, Tradition und Geschichte auseinandergesetzt.

Jürgen Dawo möchte die Bilder, die aus seinem Privatbesitz stammen, einem breiteren Publikum präsentieren.

Pressemitteilung Eröffnung der Sonderausstellung „Ghettobilder“ des polnischen Malers Zdzislaw Lachur in Behringen

Ein Zeichen setzen gegen zunehmenden Antisemitismus

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der Reichspogromnacht, wurden in Deutschland die Synagogen geschändet und angezündet, Juden angegriffen, jüdische Einrichtungen zerstört sowie Geschäfte und Wohnhäuser von Juden geplündert.

Diesen Gedenktag hat die Europäische Kommunikations-Akademie mit ihrem 1. Vorsitzenden Jürgen Dawo zum Anlass genommen, um die Sonderausstellung „Ghettobilder“ in Behringen zu zeigen.

Zahlreiche Kunstinteressierte- unter ihnen auch der Landrat des Wartburgkreises Reinhard Krebs und weitere Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fanden sich ein, um die rund 50 Werke Lachur’s zu sehen.

Jürgen Dawo sprach in seiner Eröffnungsrede auch über die bundesweit wachsende Zahl antisemitischer Vorfälle. „Die Steine, die 1938 in die Schaufenster jüdischer Bürgerinnen und Bürger flogen, werden heute durch die Computertastaturen ersetzt. In den sozialen Netzwerken wird gehetzt und die Verbreitung geht rasend schnell- mit riesiger Reichweite.“

Foto: EKA e.V.

v.l. Jürgen Dawo, Landrat Reinhard Krebs

„Wir dürfen nicht wegschauen, denn aus solcher Hetze ist nicht nur ein Mal konkrete Gewalt geworden. Wir müssen Stellung beziehen, im Familien- und Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in Vereinen und Netzwerken.“ so Dawo.

Jürgen Dawo zitierte in seiner Rede Max Mannheimer, einen Holocaust-Überlebenden: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“

Zdzislaw Lachur malte zur Verarbeitung seiner Augenzeugenschaft  der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen am Warschauer Ghetto  „Sosnowiec“, in dem er aufwuchs. Die Darstellungen seiner Erinnerungen malte er derart detailgetreu, dass sogar Chagall und Picasso darauf aufmerksam wurden und mit ihm Kontakt aufnahmen.

Seine Intention war es, mit Werken wie „Vernichtung von Menschenleben“, „Tod der Eltern“, „Einmarsch“, „Vater verteidigt Kinder“, „Prostitution“, aber auch „Heilige Familie“ oder “Trost“ an das Unfassbare zu erinnern, um so zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert.

Alle Bilder wurden 2016/2017 zuletzt auch in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora gezeigt.

Foto: Karin Poppe-EKA e.V.

v.l. Jürgen Dawo, Landrat Reinhard Krebs